12. Juni 2011

Liebesbriefe großer Männer - ewig Dein, ewig mein, ewig uns

Herausgegeben von Sabine Anders und Katharina Maier

2008, Gebunden mit Schutzumschlag, 251 Seiten
€ (D) 5,00 | € (A) 5,20
ISBN 978-3865391872

Liebesbriefe sind stete Versuche, die drei Worte "Ich liebe dich" so auszudrücken, dass der andere die Verzückung dieses großen Gefühls spüren und glauben kann. Auch berühmte Männer der Weltgeschichte, wie zum Beispiel Beethoven, Goethe, Napoleon, Lord Byron und Kafka stellten sich der Herausforderung, die Liebe in Worte zu fassen und die Herzen ihrer Angebeteten zu erobern. In dem vorliegenden Buch sind die schönsten Liebesbriefe großer Männer gesammelt, und erzählen Geschichten von Glück und Unglück, vom Ver- bis zum Entlieben, von Eifersucht, Schwärmerei, Verzweiflung und Euphorie - und von der ewigen Liebe. Herzergüsse finden sich genauso wie kleine Alltäglichkeiten; die Briefe sind so unterschiedlich wie die Männer hinter den Worten. Sie zelebrieren die Liebe in all ihren Schattierungen, loten ihre Höhen und Tiefen aus, dokumentieren ihr Scheitern oder beweisen, dass ein Happy End möglich sein kann.


Was ich denke ...
"Liebesbriefe großer Männer" ist, klar, eine Sammlung von Liebesbriefen. Darüber hinaus führt das Buch seinen Leser chronologisch durch 500 Jahre Geschichte und verändertes Wortbild - vor allem zu erkennen in den original deutschsprachigen Briefen. (Mit der kleinen Ausnahme von Gaius Plinius, der ein römischer Senator war und schon etwas früher gelebt hat.)
Schon beim Durchsehen des Inhaltsverzeichnises habe ich erkannt, dass zwar all diese Männer "groß" gewesen sein mögen, doch gekannt habe ich deshalb bei Weitem nicht alle. Die wenige Zeilen umfassende Vita, mit der jeder Beitrag beginnt, hat mich hier aber hinreichend weitergebildet, sodass ich auch mit den in den Briefen angesprochenen, sehr persönlichen Erlebnissen der jeweiligen Personen etwas anfangen konnte.

Die beiden Herausgeberinnen Sabine Anders und Katharina Maier haben hier eine Sammlung zusammengetragen, in der nicht nur Literaten - wenn auch hauptsächlich - vertreten sind, sondern die auch Politiker (zB Gaius Plinius, römischer Senator), Archäologen (Johann Joachim Winkelmann), Musiker und Komponisten (Mozart, Beethoven, Wagner) umfasst.
Darüber hinaus möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass teilweise auch die Antworten der Frauen Eingang in das Buch gefunden haben.

"Du meinst, ich wär am klügsten unter meinen Geschwistern; ich bin gar nicht klug: Wenn mich jemand sähe, wie ich Papier küsse, Deine Briefe so recht herzlich, er würd mich unklug nennen, ja total närrisch."
- S. 92 Bettina Brentano (Schwester von Clemens Brentano) an Achim von Armin

Was das Verständnis angeht, so ist mir besonders am Anfang (also bei den älteren Briefen, Beispiel Martin Luther) aufgefallen, dass die Übersetzungen aus anderen Sprachen sich im Allgemeinen leichter lesen, als die Briefe, die schon ursprünglich in Deutsch verfasst wurden. Mit Fortschreiten der Zeit relativiert sich dieser Umstand.

Gut, manche dieser Briefe sind in meinen Augen reine "Gefühlsduselei". Das verdeutlicht nur, wie persönlich Briefe wirklich sind. Denn so unterschiedlich wie ihre Verfasser sind auch die jeweiligen Schriftstücke. Die einen umschreiben und umhegen, die anderen nennen beim Namen.

"Man sagt, Abwesenheit zerstört die schwachen Gefühle und macht die starken stärker - oh weh! Das Gefühl, das ich für dich empfinde, ist die Einheit aller Leidenschaft und aller Zuneigung. Es ist stärker geworden, aber es wird mich zu Grunde richten."
- S. 99 Lord Byron an seine Halbschwester Augusta

So umschmeichelnd die Worte in den meisten dieser Briefe auch sein mögen, man muss doch auch sagen, dass nicht alle ihre Verfasser bewunderswert gehandelt haben. Percy Shelley zum Beispiel verlies seine schwangere Frau Harriet und sein erstes Kind, um mit seiner Geliebten Mary (spätere Autorin von "Frankenstein") durchzubrennen. Aus einigen seiner Briefe an Harriet lässt sich sogar ein gewisster Vorwurf und Schuldzuweisungen herauslesen.
Abgesehen von Episoden wie dieser, die mich ehrlich gesagt wütend machen, porträtiert "Liebesbriefe großer Männer" alles von skandalösen Beziehungen zu Halbschwestern (Lord Byron) bis hin zu tragischen Schicksalen wie dem von John Keats und Fanny Brawne (er starb mit 25 an Tuberculose). Sowohl Frauenhelden als auch treue Seelen, sogar gescheiterte Ehen finden ihren Platz. Und fast alle schaffen es zu berühren. Ganz besonders nahe gegangen ist mir beispielsweise der Schriftverkehr zwischen Robert und Clara Schumann, denen ihr Vater verboten hatte zu heiraten und die dieses Recht vor Gericht einklagen mussten.

"Meine Liebe hat einen Egoisten aus mir gemacht. Ich kann ohne dich nicht existieren."
- S.115 John Keats an Fanny Brawne

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass ich die Lektüre dieses Buches genossen habe - wie könnte man das nicht bei den schönen Formulierungen, die sich auf den Seiten finden. Und, das war nicht unwesentlich für mich, bei all den Geschichten und Schicksalen, die sich dahinter verbergen.
Kritisieren muss ich allerdings, dass es auch getan hätte, einige der Briefe zu kürzen. (Obwohl ich natürlich einsehe, dass das schwierig sein kann.) Ich habe gemerkt, dass ich bei einigen der längeren, mehrseitigen Briefe etwas abgeschweift bin, was vermutlich nahe legt, dass "Liebesbriefe großer Männer" kein Buch ist, das man mal eben in einem Rutsch lesen kann. Sollte man auch nicht. Genießen geht hier über alles.






Randbemerkung: Passend zu "Liebesbriefe großer Männer" gibt es auch eine Sammlung der "Liebesbriefe großer Frauen".

17 Kommentare:

Literaturschaf hat gesagt…

Ich mochte die "Liebesbriefe großer Männer" auch sehr gerne und finde auch, dass man sie nicht an einem Stück wie einen Roman lesen sollte, sondern immer wieder Pausen einlegen.

Die "Liebesbriefe großer Frauen" habe ich noch auf dem SuB und bin schon gespannt darauf.

Anonym hat gesagt…

Ich habe beide Bücher also Männer und Frauen. Liebe, liebe sie. Habe aber noch weitere andere Exemplarer dieser Art mit anderen Briefen in englisch auch sehr toll.

A hat gesagt…

Ah, danke für die Bewertung! :)
Ich habe letzte Woche schon überlegt mir dieses Buch zu kaufen, aber war mir nicht sicher ob es das Geld wert ist.

LG Brownie

StefanieEmmy hat gesagt…

@Stefanie: Die Frauen möcht ich auch noch haben. :)

@Jana: Die Briefe von John Keats haben mir sehr gefallen. Da möcht ich das extra Buch, in dem seine Briefe und Gedichte drin sind, unbedingt noch auf englisch. :)

@Brownie: Die 5 € sind gut investiert ^^

Christine hat gesagt…

Ich habe mal eine Hausarbeit über Claire und Iwan Goll geschrieben (im Rahmen eines Seminars über schreibende Paare).
Da gibt es auch ein so wunderschönen Liebesschwur (also kein Brief, aber es fiel mir gerade ein):

„Ich schwöre Dir, Dich nie zu verlassen, denn ich würde mich damit selbst verlassen. [...]
Ich will immer neben Dir gehen, ganz gleich, wie Dein Weg sein wird; denn ich glaube an Dich und Deine Liebe. Ewig (nicht im Sinne der Menschen, denn das ist zu kurz.)“ (von Claire an Iwan Goll)

Ich bin an sich nicht der romantischste Mensch, aber das mag ich ♥

SaraSalamander hat gesagt…

Klingt nach einem tollen Buch, mal eher ungewöhnlich. Einerseits reizt es mich. Andererseits, auch wenn es schon zig Jahre her ist und die Verfasser nicht mehr leben, so fühle ich mich doch als Eindringling, ein Brief ist wie ein Tagebuch etwas sehr Persönliches. So fällt es mir auch schwer, News über Stars zu lesen, weil es eben doch deren Intimleben ist.

Trotzdem, der Reiz ist da, und falls es mir in die Hände fällt, es wäre schon sehr interessant, wie die "Großen" Ihre Liebe in Worte fassen ... danke für die wirklich gute Beschreibung, eine tolle Rezension mit viel Input :-)

StefanieEmmy hat gesagt…

@Tine: Geht mir auch so, nicht sonderlich romantisch (zumindest nicht auf die schmachtende Art), aber für in schöne Worte gefasste Liebesbeweise hab ich schon was übrig. Auch das Zitat von Claire Goll: wunderschön!

@Sara: Der Gedanke ist mir ehrlicher Weise gar nicht gekommen. Jetzt wo du es sagst, ein bisschen Skrupel regt sich bei mir da schon. "Wehren" in dem Sinne kann sich ja keiner von denen mehr. Andererseits wurde es mit der besten Absicht veröffentlicht :)
Die Rezension fand ich bei diesem Buch ein bisschen schwierig. Ist halt doch anders als einen Roman zu bewerten. Deshalb die vielen Beschreibungen, wie's mir selbst beim Lesen ergangen ist. Schön, dass was Hilfreiches dabei rausgekommen ist ^^

Daniel hat gesagt…

Das Buch gibt es schon länger oder? Hatte schon davon gehört und fand es recht interessant und vor allem mal was anderes. 500 Jahre Geschichte spiegelt sich auch in den Liebesbriefen wieder und ich glaube, die Entwicklung mitzuverfolgen macht echt Spaß. Schade nur, dass die heutigen Liebesbriefe wahrscheinlich aus nur 160 Zeichen bestehen und mit 1 Tastendruck zu löschen sind :(


Liebe Grüße,
Daniel
http://the-pb.blogspot.com/

StefanieEmmy hat gesagt…

Ein wahres Wort, Daniel! Ich hab ja sogar was gegen Weihnachts-Massen-SMS und Neujahrs-SMS. ^^

Anonym hat gesagt…

Kennt von Euch jemand den Unterschied zu dem mit Carrie Bradshaw und Mr Big auf dem Cover? http://www.amazon.de/Liebesbriefe-gro%C3%9Fer-M%C3%A4nner-Band-1/dp/3492254268/ref=sr_1_2?s=books&ie=UTF8&qid=1308165836&sr=1-2

StefanieEmmy hat gesagt…

Das hab ich mich auch schon gefragt. Konkret weiß ich nur soviel:

1. Das mit Carrie und Big ist in zwei Teile gegliedert, jeder Teil kostet aber das doppelte vom vorliegenden Buch.

2. andere Herausgeber

Was vielleicht eine etwas andere Brief-Auswahl nahelegt. Vielleicht auch einfach mehr Briefe (wenn man nach Seitenzahlen geht)?

Anonym hat gesagt…

Unterschied zu den SATC-Ausgaben:

1. Preis (ca. 10 EUR)
2. teilweise andere Liebesbriefe

Aber: bei beiden Verlagen/Herausgebern gibt es sowohl eine Ausgabe "Frauen" und eine "Männer".

Einen wirklichen zweiten Teil gibt es nicht und ist lt. Verlag derzeit nicht geplant. Man hat lediglich "Teil 1" auf die SATC-Ausgabe gedruckt, damit es identisch mit dem Film ist...welche Logik, aber naja.

Ich selbst habe die Ausgaben SATC und die Ausgaben vom Marix Verlag - habe daher den Vergleich. Zudem hab ich auch noch englische Ausgaben - wieder inhaltlich anders ;)

LG Jana

Anonym hat gesagt…

@Stefanie

Ganz vergessen zu fragen: Hast du schon eine engl. Ausgabe über die Werke von Keats im Auge?

Freu mich über Empfehlungen. :)

Lg Jana

StefanieEmmy hat gesagt…

Also am besten nicht viel drüber nachdenken, sondern einfach eine kaufe ;)

Zu Keats: Mir gefallen die Bücher, die parallel zum Film "Bright Star" erschienen sind total gut. Das ist zum einen diese englische hier:
http://www.amazon.de/Bright-Star-Complete-Selected-Classics/dp/0099529653/ref=sr_1_15?ie=UTF8&qid=1308386137&sr=8-15
Und dann noch diese deutsche, wobei ich mir einbilde, irgendwo gelesen zu haben, dass da sowohl deutsche Übersetzung als auch englisches Original drin sind:
http://www.amazon.de/Bright-Star-Geschichte-Keats-Brawne/dp/3458351876/ref=sr_1_6?ie=UTF8&qid=1308386137&sr=8-6

Ich werd das also angehn, wenn ich in Frankfurt oder Berlin in einer großen Buchhandlung bin. Die haben die Bücher dann hoffentlich, dann kann ich vor Ort vergleichen. Einfach so bestellen möchte ich das jetzt nicht unbedingt.

Anonym hat gesagt…

@Stefanie

Lustigerweise habe ich heute morgen sowohl den Film als auch das genannte Buch von dir auf deutsch bestellt. :)

Ich bin am überlegen ob ich mir die Reclamausgabe kaufe

http://www.amazon.de/Werke-Briefe-Englisch-Deutsch-Verserz%C3%A4hlungen/dp/3150094038/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1308409799&sr=8-1

Ich werde berichten (ggf. auch auf meinem Blog)

StefanieEmmy hat gesagt…

Sowas xD Sind im Buch nur Übersetzungen drin oder wie bei Reclam Englisch/Deutsch?

Auf deinen Blog werd ich natürlich ein Auge haben :)

Anonym hat gesagt…

Dazu kann ich erst was sagen, wenn das Buch da ist ;) Ich werde aber berichten :)